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#Grimm-Denkmal in Hanau ohne Bilder von Anschlagsopfern

Grimm-Denkmal in Hanau ohne Bilder von Anschlagsopfern

Blumensträuße, Kerzen und Bilder der am 19. Februar getöteten neun Terroropfer erinnern seit dem rassistischen Anschlag zu Füßen der Brüder Grimm an das schreckliche Geschehen in der Nacht, als der Attentäter wahllos Menschen mit Migrationshintergrund tötete. Als zentraler Ort der Innenstadt und wegen der Bedeutung der Brüder Grimm für den Freiheits- und Demokratiegedanken wurde das Nationaldenkmal automatisch zur Gedenkstätte, an der die Hanauer und die Angehörigen der Opfer ihrer Trauer Ausdruck verliehen. Ein halbes Jahr nach dem Attentat richtete die Stadt die Stätte gemeinsam mit Angehörigen der Opfer neu her. Neun große Fotos in gleichem Format und Design ersetzten die vielen kleineren Bilder, außerdem wurde ein einheitlicher Blumenschmuck aufgestellt.

Luise Glaser-Lotz

Die Stadt werde niemals ohne Zustimmung der Angehörigen von sich aus die Gedenkobjekte am Denkmal entfernen, versprach Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) damals und verwies zugleich auf die Planungen für ein künftiges zentrales Mahnmal, das die spontan entstandene Gedenkstätte ersetzen könnte. Heute, gut ein Jahr nach dem Terrorakt, werden vermehrt Stimmen aus der Bürgerschaft laut, die eine Entkleidung des Brüder-Grimm-Denkmals als Gedenkstätte für das Attentat wünschen. Es stehe in keinem Zusammenhang mit dem Terrorakt, lautet ein Argument dafür. Diese Botschaft ist bei der Gruppe der neun Angehörigenfamilien, die in regelmäßigem Kontakt mit dem Oberbürgermeister und der Stadt stehen, angekommen. In einem offenen Brief an die Stadtgesellschaft kündigen sie an, die inoffizielle Gedenkstätte am Brüder-Grimm-Denkmal abzuräumen. Bis zum 19. März, dem Jahrestag der Zerstörung Hanaus im Bombenkrieg, sollen Fotos und Blumen entfernt sein. „Für uns als Familien geht der Blick nach vorne. Der 19.03. ist jeher für die Stadt Hanau von großer historischer Bedeutung, so wie für uns auch jeder 19. des Kalenders von trauriger persönlicher Wichtigkeit ist. Wir denken, dass dieses Datum der richtige Zeitpunkt ist, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Wir werden dann die Bilder unserer Kinder, Brüder und Schwester vom Brüder-Grimm Denkmal entfernen“, heißt es in dem Schreiben.

„Nicht nur ein Slogan“

Unterdessen arbeitet die Stadt an den Plänen für das Gedenkmahnmal, das zum zweiten Jahrestag enthüllt werden soll. Dafür hatte die Stadt einen künstlerischen Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben, zu dem 118 Künstler aus aller Welt Entwürfe einreichten. Bei der Auswahl und der Bestimmung des Standorts sollen die Opferangehörigen und später die Öffentlichkeit mitwirken.

In dem offenen Brief bedanken sich die Familien bei den Menschen, die sie rund um den Jahrestag unterstützt und ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht hätten. Die Liste an Unterstützern sei lang. Vor allem nennen die Angehörigen Schulen, Kindergärten, Unternehmen, Sportvereine, Religionsgemeinschaften, Institutionen und Medienvertreter. Der Dank richtet sich auch an alle Hanauer, die ihnen das ganze Jahr über beigestanden hätten. „Hanau steht zusammen ist nicht nur ein Slogan, er wird in dieser Stadt gelebt“, heißt es. Natürlich habe es auch böse Nachrichten gegeben, vor allem in den sozialen Netzwerken zum Thema Brüder-Grimm-Denkmal. „Wir sind sehr froh darüber, dass so viele Menschen den Mut und die Courage haben und hatten, sich bis zum heutigen Tag offensiv gegen die kritischen Stimmen zur Wehr zu setzen und uns diesen Platz des Andenkens so lange gewährt haben.“

Massive Drohungen in den Kommentaren

Die Familien distanzieren sich zudem von Beleidigungen und Verunglimpfungen im Netz. Jegliche Form von Beleidigungen und Drohungen seien von ihnen nicht initiiert und würden nicht befürwortet, schreiben sie.

In diese Kategorie fallen Bedrohungen im Netz gegen den örtlichen Landtagsabgeordneten Heiko Kasseckert (CDU). Zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Katja Leikert (CDU) hatte er am Jahrestag einen Kranz an einem der Anschlagsorte niedergelegt. Das Foto, das in Facebook und Instagram gestellt wurde, nahm ein Überlebender des Anschlags zum Anlass, zu Kommentaren der Nutzer aufzurufen. Dabei bezeichnete er Kasseckert als „ekelhaften Heuchler“. In kurzer Zeit sei eine Fülle von Kommentaren gepostet worden, allein rund 2000 auf Instagram, bestätigte Kasseckert dieser Zeitung. Darunter seien massive Drohungen gewesen, teilweise auch gegen Familienmitglieder. Die Stadt habe das Innenministerium informiert, das den Vorgang als gefährlich eingestuft habe. Kasseckerts Büro und seine Wohnung werden nun polizeilich überwacht.

Erst kürzlich stellte Oberbürgermeister Kaminsky Strafanzeige gegen einen Mann, der die Anschlagsopfer in einem Video-Blog verhöhnt haben soll. Unter anderem soll er sie als „Kriminelle“ bezeichnet haben (F.A.Z. vom 24. Februar). Die Hasskommentare gegen Kasseckert und seine Familie bezeichnete Kaminsky als „unerträglich und inakzeptabel“ und bewertete sie als strafbare Handlungen. „ Wir brauchen endlich ein Gesetz gegen Hasskriminalität im Netz“, fordert der Oberbürgermeister.

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