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#„Gangsta-Rap fördert antisemitische Haltung“

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„Gangsta-Rap fördert antisemitische Haltung“

Schon seit einiger Zeit gibt es eine Debatte über den Antisemitismus, den viele Gangsta-Rapper offen zelebrieren – aus Überzeugung und als Teil des Geschäftsmodells der stark von männlichen Migranten geprägten Subkultur. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte sie, als 2018 die Rapper Farid Bang und Kollegah einen Echo-Musikpreis für ein Lied bekommen sollten, in dessen Text ein Auschwitz-Vergleich vorkommt. So hoch schlugen damals die Wellen, dass der Musikpreis abgeschafft wurde.

Eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der nordrhein-westfälischen Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zeigt nun, dass Konsumenten der wirtschaftlich überaus erfolgreichen Musikrichtung Gefahr laufen, antisemitische Einstellungen zu übernehmen. „Die Studie belegt erstmalig empirisch, dass Gangsta-Rap den Nährboden für spätere verfestigte antisemitische Einstellungen bereitet“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger am Dienstag bei der Vorstellung erster Ergebnisse der Erhebung.

Für die Studie, die im September publiziert werden soll, wurde zwischen 2019 und 2021 eine repräsentative Gruppe von 500 Personen im Alter zwischen zwölf und 24 Jahren in Nordrhein-Westfalen befragt. In Zusammenarbeit mit einem Demoskopie-Institut führten Mitarbeiter des Zentrums für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Universität Bielefeld Einzel- und Gruppengespräche. Anhand von 16 vorgelegten Aussagen bewertete das Forscherteam, wie stark antisemitisch die Befragten eingestellt sind. In den Gesprächen ging es um Texte und Videos von Rappern wie Kollegah, Farid Bang, Sido, Fler oder Fard & Snaga.

Die Befragung ergab, dass 26,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine sehr stark judenfeindliche Haltung haben. Auffällig ist, dass von dieser Gruppe etwas mehr als 80 Prozent angaben, gerne oder sehr gerne Gangsta-Rap zu hören. Von den 36,5 Prozent nicht antisemitisch eingestellten Befragten konsumierte dagegen nur rund die Hälfte gerne oder sehr gerne Gangsta-Rap. Antisemitische Symbole, Andeutungen oder Codes in den Texten und Musikvideos konnten die Mädchen und Jungen zwar oftmals gar nicht als solche erkennen. Als Beispiel nannten die Forscher am Dienstag das Schlagwort „Rothschild-Verschwörung“ in manchen Songs.

Autoritäre Machtphantasien

Zudem zeigten die Hörer „ein eher distanziertes Verhältnis zu Verschwörungserzählungen“, neigten aber zu einfachen Weltdeutungen im Gut-böse-Raster – also eben jenem im Gangsta-Rap stets wiederkehrenden Muster. Viele der Befragten nahmen Gangsta-Rap als berechtigte, plausible, authentische und wahre Gesellschaftskritik wahr; 43 Prozent stimmten der Aussage zu, dass in der Musikrichtung „Missstände der Welt angesprochen“ werden.

Seit längerer Zeit lasse sich im Gangsta-Rap beobachten, „dass ein Übermaß an Körperkult und autoritäre Machtphantasien zentrale Motive der Selbstinszenierung der meist männlichen Künstler sind“, sagte Studienleiter Marc Grimm. Kernelemente dieser in Deutschland ökonomisch erfolgreichsten Rap-Spielart seien „Ideologien der Ungleichheit“, also die Abwertung von Frauen und Homosexuellen und eben Antisemitismus. Die gewaltverherrlichenden Texte hätten „Einfluss auf die Wert- und Demokratiehaltung sowie die Diskriminierungshaltung“ von Jugendlichen, sagte Grimm. Auch zu frauenfeindlichen und chauvinistischen Einstellungen habe die Erhebung Zusammenhänge aufgezeigt.

Einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gangsta-Rap und rassistischen Einstellungen fanden die Forscher dagegen nicht. Damit lägen erstmals in einer Jugendbefragung Hinweise darauf vor, dass antisemitische Einstellungen unabhängig von rassistischen Einstellungen existieren. Entgegen landläufiger Annahmen werde Gangsta-Rap auch nicht nur von Jugendlichen aus prekären Verhältnissen gehört.

Wie das Bielefelder Forscherteam, so ist auch Leutheusser-Schnarrenberger überzeugt, dass Verbote die falsche Antwort auf Gefahren wären. Zum einen zeige der erhobene Zeigefinger bei Jugendlichen keine große Wirkung, zum anderen wiege die Meinungsfreiheit schwer, gab die frühere Bundesjustizministerin zu bedenken. Es gehe vor allem darum, die Ergebnisse der Studie in die Breite zu tragen. Deshalb soll es im Juni eine Fachtagung mit Vertretern verschiedener Religionen, aus der Bildung und der Musikindustrie geben. „Die Branche hat auch eine Verantwortung“, sagte die Antisemitismusbeauftragte.

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