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#Der Erfolg von Polens radikalen Rechten

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Als im August 2020 in Berlin auf dem Höhepunkt der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen Hunderte Menschen versuchten, das Gebäude des Reichstags zu stürmen, war auch ein Abgeordneter des polnischen Parlaments dabei. Ein Foto zeigt den 56 Jahre alten Grzegorz Braun, wie er in dunklem Anzug und Krawatte ein Gitter überwindet. Polens liberale Me­dien waren schockiert. „Kompletter Wahnsinn. Polnische Faschisten über­fallen den Bundestag“, twitterte der be­kannte Journalist Tomasz Lis. „Die extreme Rechte testet die Widerstandskraft des demokratischen Systems“, schrieb die Zeitschrift „Polityka“ und fragte: Wie konnten der frühere Filmregisseur Braun – und mit ihm „Tausende normale junge Menschen“ in Polen – sich in solche „ge­fährliche Regionen“ verirren? Die Zeitschrift bemerkte auch, dass die Berliner Reichstag-Stürmer um Braun schwarz-weiß-rote Reichsflaggen trugen, also die Fahnen jenes Staates, der große Gebiete Polens bis 1918 besetzt hielt.

Gerhard Gnauck

Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

Was Braun von der demokratisch ge­wählten rechten Regierung seines eigenen Landes hält, hat er vor einigen Jahren auf einem Wahlabend in der Foksal-Straße in Warschau verkündet. Als er erfahren hatte, dass zu später Stunde auch ein Korrespondent der F.A.Z. er­schienen war, eilte er herbei und wetterte, die Regierenden betrieben eine Propaganda, die „goebbelsistisch“ sei, vergleichbar jener der polnischen Kommunisten und der deutschen Nazis. Braun, das Enfant terrible des polnischen Par­laments, macht immer wieder von sich reden, etwa als er sich während der Pandemie weigerte, eine Schutzmaske zu tragen, und des Saales verwiesen wurde.

Im Herbst stehen in Polen Wahlen an, und seine Partei, die „Konföderation Freiheit und Unabhängigkeit“ heißt, erregt derzeit erstaunlich viel Aufmerksamkeit. Hatte sie 2019 noch 1,3 Millionen Stimmen gewonnen und mit 6,8 Prozent die Fünfprozent-Hürde überwunden, geben ihr die Umfragen der letzten Wochen bis zu elf Prozent. Vor vier Jahren hatte sie elf der 460 Mandate bekommen, diesmal könnten es dreimal so viele werden. Statt die Nummer fünf im Sejm (Abgeordnetenhaus) könnte sie diesmal die Nummer drei werden. Inzwischen macht das Wort vom „Königsmacher“ die Runde: Sie könnte der von Jarosław Kaczyński geführten PiS ermöglichen, weiter zu regieren.

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Ein anderer altgedienter Kämpe der polnischen Rechten, der 80 Jahre alte Publizist Janusz Korwin-Mikke, ist von seinen Mitstreitern kürzlich ehrenvoll in den Ruhestand verabschiedet worden. Seit 1989 hat er vier Parteien gegründet und fünfmal (erfolglos) für das Amt des Staatspräsidenten kandidiert. Seine Auftritte grenzten oft an Clownerie, was seine Beliebtheit steigerte. Er vertrat in Wirtschaftsfragen ei­nen radikalen Liberalismus, eine proamerikanische und zugleich euroskeptische Haltung. Nach Russlands Ausgreifen auf Krim und Donbass 2014 entpuppte er sich plötzlich auch als Putin-Versteher; den heutigen Angriffskrieg verteidigt er ebenfalls. Über den 1939 begonnenen Weltkrieg schrieb er, damals hätte Polen besser mit Hitler zusammenarbeiten sollen.

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