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#„Das Können ist das eine, das Selbstvertrauen das andere“

„Das Können ist das eine, das Selbstvertrauen das andere“

Herr Ministerpräsident, Sie hatten sich für die letztlich untersagte ­Illuminierung des Münchner EM-Stadions in Regenbogenfarben ­ausgesprochen. Warum?

Sport und Politik sind nicht immer zu trennen. Gerade wenn es um Werte geht. Das hat die Geschichte oft gezeigt. Denken Sie an Muhammad Ali. Ihn habe ich immer bewundert, weil er für seine klare Haltung große Nachteile in Kauf genommen hat. Es gibt ja kaum einen Sportler, der so weit oben war und dann zumindest zeitweilig von allem ausgeschlossen wurde.

Sie finden es also gut, dass der Sport politisch ist?

Die Sportarena ist kein Parlament. Die Frage, um wie viel Cent die EEG-Umlage erhöht werden muss, hat hier nichts zu suchen. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen es um Grundsatz- und Haltungsfragen geht. Zum einen, weil Sportlerinnen und Sportler eben auch Bürger sind, zum anderen, weil der öffentliche Fokus auf dem Sport enorm ist. Der Sport ist leider auch oft von der Politik missbraucht worden. Hitler wollte 1936 bei Olympia in Berlin Überlegenheit demonstrieren, und zum Glück hat ihm Jesse Owens mit seinen vier Goldmedaillen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bis heute ist Rassismus leider auch ein Thema in den Stadien. Dagegen muss man sich wehren – und das ist dann natürlich auch politisch.

Wie war es im Fall von Ungarn?

Was die ungarische Regierung beschlossen hat, lässt sich nicht mit unserer Idee von Freiheit, Toleranz und Demokratie in Einklang bringen. Das mit dem Regenbogen auszudrücken wäre ein friedliches Signal gewesen. Die UEFA hätte es zulassen sollen.

Verbietet es nicht der Anstand des Gastgebers, dass man dem, der ­hierherkommt, dessen moralische Unzulänglichkeit vor Augen führt?

Man soll sich als Gastgeber entsprechend verhalten, aber als Gast auch. Als ich vor vielen Jahren Europaminister war und ein iranischer Diplomat, den ich empfing, darauf bestehen wollte, dass meine Mitarbeiterinnen den Raum verlassen, habe ich gesagt, dann können wir leider nicht sprechen. Am Ende blieben alle im Raum.

Sie hätten Orbán im persönlichen Gespräch Ihre Haltung näherbringen können.

Er kennt meine Haltung. Ich war der, der ihm empfohlen hat, die Europäische Volkspartei zu verlassen.

Auch Putins Russland hat an der EM teilgenommen. Warum haben Sie da kein Zeichen gesetzt?

Wir sind in München Gastgeber der Ungarn gewesen und haben zu einer wichtigen Frage eine klare Haltung gezeigt. Die richtet sich nicht gegen das ungarische Volk. Auch der ungarische Torwart fand die Idee einer Regenbogenbeleuchtung gut. Außerdem ist Ungarn Mitglied der EU und damit auf die gleichen europäischen Werte verpflichtet.

Bunt: Mit Regenbogenmaske vor dem Spiel der Deutschen gegen Ungarn in München


Bunt: Mit Regenbogenmaske vor dem Spiel der Deutschen gegen Ungarn in München
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Bild: Instagram/markussoeder

Die Regenbogenbinde von Manuel Neuer hat die UEFA abgesegnet, er habe sie aus einem „guten Grund“ getragen. Wer bestimmt, was ein guter Grund ist?

Sorry, um zu wissen, dass die Würde des Menschen unabhängig ist von Geschlecht, Alter, Herkunft und ­sexueller Orientierung, genügt ein Blick in unsere Verfassung. Da müssen wir nicht lange grübeln.

Über die Bedeutung von Klimaschutz muss man auch nicht lange grübeln. Warum haben Sie dann so kritisch reagiert, als der Greenpeace-Mann ins Stadion geflogen ist?

Die Aktion war dumm, gefährlich und hat Unschuldige verletzt. Sie hat Greenpeace um Jahre zurückgeworfen.

Hätte er keine Zuschauer verletzt, wäre es doch ein starkes Zeichen gewesen . . .

Das hätte ganz schlimm ausgehen können: für den Aktivisten – Scharfschützen hatten ihn schon ins Visier genommen – und für die Zuschauer. Selbst die Grünen haben sich davon distanziert.

Der FC Bayern lässt sich von Qatar Airways sponsern.

Mir wäre ein anderer Partner auch ­lieber. Vor der WM in Qatar muss man auch noch einmal massiv auf die Einhaltung der Menschenrechte pochen. Einziger Unterschied: Qatar ist nicht in der EU.

Ist das wirklich die Frage – oder geht es am Ende doch immer ums Geld?

Diese Argumente werden im Moment vor allem von Leuten vorgebracht, die den Regenbogen gerne diskreditieren wollen.

Was halten Sie von der fortschreitenden Kommerzialisierung des Sports?

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